Fast jede der Karibischen Inseln ist ein eigener Staat und wir müssen Ein- und Ausklarieren. Trotz Voranmeldung online, ein etwas langwieriger Prozess. Die Beamten sind meist freundlich, aber auch sehr korrekt bis streng und es ist besser seine "Papierln" ordentlich beisammen zu haben!
Auf St. Kitts ankern wir in der White House Bay vor einem schönen Strand. Ein Spaziergang bringt uns in die weitab vom Schuss gelegene Marina, Christoph Harbour. Die Marina ist sehr schön aber komplett leer - anscheinend ein gescheitertes Investitionsprojekt... Trotzdem schieben hier Customs und Immigration regelmäßig Dienst - es könnte ja doch einer vorbei kommen, wie wir! Die Dame von der Immigration heißt auch Ingrid und wir sind uns auf Anhieb sympathisch.

Nach Erledigung aller Formalitäten fragt uns Ingrid nach unseren Plänen. Als sie hört, dass wir ein Auto mieten wollen um die Insel zu erkunden, organisiert sie uns Herbert, der am nächsten Tag wirklich pünktlich mit Auto samt Mietvertrag am Strand steht. Als wir los wollen, ist Herberts Kollege, der ihn von hier abholen sollte, noch nicht aufgekreuzt und wir überreden ihn, doch gleich mit uns Richtung Stadt zu fahren. Zum Glück! Gleich nach dem ersten Stopp springt das Auto nicht mehr an und wir brauchen Starthilfe mit Startkabel von einem vorbeifahrenden Taxi. Klarer Fall von Batterie total am Ende! Herbert lotst uns direkt in eine Werkstatt, wo wir innerhalb einer halben Stunde eine neue Batterie bekommen. Ohne ihn im Auto, hätte das sicher länger gedauert.

Mit neuer Batterie unter der Haube düsen wir los und stoppen gleich wieder, um am Straßenrand Trinknüsse einzukaufen. Die beste Erfrischung für unterwegs überhaupt! Der Verkäufer stellt sich als Samuel vor und sucht uns zusätzlich gute Nüsse aus, die wir erst den nächsten Tag auf der STRAVANZA genießen wollen.
So, jetzt geht's aber wirklich los! St. Kitts hat eine wunderbare Ringstraße rund um die Insel mit traumhaften Ausblicken auf Landschaften und den Ozean . Die Insel ist so grün und gepflegt, dass man die ganze Zeit das Gefühl hat, in einem Park spazieren zu fahren.

In einem einfachen Straßenlokal genießen wir das Nationalgericht von St. Kitts - Saltfish with dumplings (geschmorter Salzfisch mit Knödeln). Sehr sättigend! Dazu gibt's original St. Kittian Bananenlimonade. Gewöhnungsbedürftig.
Von den vielen Zuckerrohrplantagen, die von Engländern angelegt wurden, ist nicht mehr allzu viel zu sehen. Die feudalen Herrenhäuser samt Nebengebäuden der einstigen Kolonialherren liegen verstreut in den Hügeln und sind zum Teil zu Luxusherbergen ausgebaut. Auf der Terrasse eines dieser Luxushotels, hoch oben in den Hügeln, genießen wir eine Kaffeepause mit Megaaussicht. In den Bäumen huschen Grüne Meerkatzen herum und die Kellnerin meint, wir sollen aufpassen, dass sie nicht zu frech werden. Die Affen kamen im 17. Jahrhundert wahrscheinlich als Haustiere mit französischen Siedlern auf die Insel. Angeblich gibt es mehr Affen als Menschen auf St. Kitts. Sie sind ein großes Problem in der Landwirtschaft, aber auch eine Touristenattraktion. Jedenfalls sind sie kamerascheu!
Unser nächster Stopp ist Brimstone Hill Fortress. DIE einst mächtigste Festung der Engländer in der Karibik. Unglaublich imposant thronen die alten Mauern hoch über dem Meer. Die Bauweise der Kasernen und anderer Bauten in diesem steilen Gelände, gelten als außergewöhnliche architektonische Leistung - jedoch erbaut von afrikanischen Sklaven....
Wir treffen kurz vor Sonnenuntergang ein und haben den historischen Ort fast für uns allein - abgesehen von den vielen Affen, die sich hier anscheinend für die Nacht einrichten, sobald die Touristen weg sind. Die untergehende Sonne taucht alles in ein magisches Licht.
Auf dem Weg zurück zu unserem Ankerplatz, passieren wir einen Ort namens Bloody Point. Hier fand das verheerendste Massaker an den Ureinwohnern von St. Kitts statt. Die Kalinago von St. Kitts wurden hier für immer ausgelöscht. Bloody Point steht als Symbol für alle Massaker, die die "Entdecker" der Karibischen Inseln an den indigenen Völkern der Karibik verübt haben. Die Ankunft der Europäer leitete ihren Untergang ein. Ein Umstand, der in unseren Geschichtsbüchern viel zu wenig behandelt wird, was uns mit jeder neu besuchten Insel, immer mehr bewusst wird. Von der Kultur, Sprache und Geschichte dieser Völker ist so gut wie nichts geblieben. In kürzester Zeit waren sie auf fast allen Inseln verschwunden - ermordet, zu Tode geschunden oder dahin gerafft durch eingeschleppte Krankheiten, dann "ersetzt" durch versklavte Menschen aus Afrika. Ein Verbrechen abgelöst vom nächsten, damit Europa reich werden konnte. Nur noch auf Dominica gibt es bis heute eine kleine, zurückgezogen lebende Gemeinschaft der Kalinago.
Nicht weit von Bloody Point wurden Felszeichnungen entdeckt, die den Kalinago zugeschrieben werden. Ein berührender, nachdenklich machender Ort.

Stay tuned!