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Dominica. Unberührtes kleines Juwel

Dominica. Ehemalige britische Kolonie und seit 1981 selbständiger Staat. Hier müssen wir offiziell ein- und ausklarieren. Das geht  heutzutage zwar schön bequem online aber zur Behörde müssen wir trotzdem auch persönlich. Ohne Formulare und Stempel geht es auch heute nicht. Egal. Wir freuen uns über den schönen Stempel im Reisepass. Im kleinen Ort Portsmouth kümmern sich die Boat Boys der PAYS um die Belange der Segler. Sei es eine Ankerboje, Ein- und Ausklarieren oder eine Tour zu einem der vielen Wasserfälle Dominicas. Gleich beim Einlaufen werden wir von Alexis "adoptiert". Ab jetzt kümmert er sich um alles, was wir brauchen. Natürlich gibt es diesen Service nicht umsonst. Durch ihre selbst gegründete Vereinigung der hiesigen Boatboys - PAYS, haben die jungen Männer eine Aufgabe und ein kleines Einkommen. Wir bezahlen gerne für diesen Service. Die Burschen "bewachen" die Dinghies am Steg und nachts den Ankerplatz damit hier ja nichts passiert. Ob dies wirklich notwendig ist, können wir nicht beurteilen. Uns erscheint hier alles sehr gechillt und friedlich. 

 

Mit Alexis machen wir eine Bootstour auf dem Indian River. Während er uns den Fluss hinauf rudert - motoren ist verboten und er betrachtet die Ruderei als sein Fitnesstraining, erzählt er uns wie sehr sich der Fluss nach dem letzten Hurrican Maria 2017 verändert hat. Er führt jetzt viel weniger, eigentlich zu wenig Wasser. Viele Fischarten sind ausgestorben und der einst reiche  Krabbenbestand, ist so dezimiert, dass mit dem baldigen Verschwinden der Krabben zu rechnen ist. Er klagt darüber, dass viele seiner Landsleute die alten Traditionen nicht mehr pflegen, sich nicht von lokalen, saisonalen Produkten der Insel ernähren, ja diese nicht einmal kennen, sondern viel lieber und fast nur mehr, "fried chicken" essen wollen. Dazwischen macht er uns auf Iguanas und seltene Vögel in den Bäumen aufmerksam. Da, wo der Fluss sehr flach wird, gibt es am Ufer - wie bequem!, eine kleine Bar in der wir den lokalen Rum verkosten. Im Abendlicht geht es zurück an den Ankerplatz. Das Licht zaubert eine wundervolle Stimmung. Es ist wieder einmal notwendig, mich heimlich zu zwicken...

Dominica ist eine wunderschöne Insel. Noch sehr unberührt und so anders im Vergleich mit ihren geschäftigen Nachbarinnen Martinique und Guadeloupe. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Menschen begegnen uns freundlich und neugierig. Samstag ist Markttag in Portsmouth und wir schlendern über die Hauptstraße. Aus vielen Häusern tönt Reggae, auf der Straße wird gefeilscht, gegrillt, getratscht, getanzt. Eine Frau fragt uns, "where are you guys from"?" Unser "we are from Austria", löst bei ihr Begeisterung aus! Ihr Lieblingsfilm ist "Sound of Music", den schaut sie mindestens einmal in der Woche, erzählt sie. Ob wir denn auch Salzburg und die Berge kennen, fragt sie und trällert los: "Do-Re-Mi, just happens to be...."

Anna und ich "liefern" Robert beim Barber ab, kaufen derweil Obst und Gemüse ein und schlürfen mit Genuss  zwei große Trinknüsse leer. Die beste Erfrischung, die man sich vorstellen kann, immer gut temperiert, zu 100% bio und sooo gut! 

Dominica hat unzählige Wasserfälle. Wir suchen uns die Middleham Falls im Herzen der Insel aus. Eine abenteuerliche, unglaublich steile Straße bringt uns zum Ausgangspunkt der zweistündigen Wanderung auf teils glitschigem und recht steilem Pfad durch den Regenwald. Dann stehen wir am Fuße des 60 m hohen Wasserfalls inmitten üppigster Vegetation. Was für ein Anblick! Robert und Anna klettern weiter auf den rutschigen Steinen und schwimmen eine Runde im eiskalten Wasser. Wir haben diesen wunderschönen Ort ganz für uns allein. Ein magischer Moment.

Die PAYS "Zentrale" am Strand von Portsmouth
Die PAYS "Zentrale" am Strand von Portsmouth

Zurück am Ankerplatz, kommen wir gerade rechtzeitig zum Beach Barbeque der Burschen von PAYS. Gegen einen kleinen Obulus gibt es Rumpunsch, gegrillten Fisch oder Fried Chicken(!) mit Salat und Reis - solange der Vorrat reicht. Viele Crews der vor Anker liegenden Boote, feiern am Strand mit den PAYS-Boys. Es wird ein langer Abend mit viel Rum, Musik, Tanz und Seglerlatein. 

Ankerplatz Portsmouth
Ankerplatz Portsmouth