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Kanaren - Teneriffa

Wind! Es gibt Wind! Und noch dazu aus der richtigen Richtung! Kaum haben wir den Hafen von San Sebastian/La Gomera verlassen, ändern wir unseren Plan. Statt nur 5 Seemeilen weiter vor Anker zu gehen, nutzen wir den  überraschenden, supertollen Wind für die 30 Seemeilen an Teneriffas Südküste. Hoch am Wind rauschen wir dahin, die Sonne scheint, das Meer ist blau und wir sind genau auf Kurs! Herz, was willst Du mehr? Grinsegesichter im Cockpit! Teide, wir kommen!

Kurz vor Teneriffa sichten wir eine Schule Grindwale. Bilderbuchsegeltag.

Der Wind bläst uns bis in unsere Ankerbucht am Fuße des "Roten Wimmerls". Der Ankerplatz heißt nicht wirklich so. Eigentlich heißt er Playa de la Tejita Punta Roja, aber den viel treffenderen Namen hat ihr Barbara vom österreichischen Katamaran, PINK PENGUIN gegeben. Die PINK PENGUIN liegt hier vor Anker und Barbara und Wolfgang winken uns beim Einlaufen. Barbara und ich sind gute Bekannte, haben uns allerdings noch nie persönliche getroffen. Wir kennen uns aus diversen Internet-Foren, Whatsapp-Chats und Telefonaten, wo wir viele, viele Informationen ausgetauscht haben. Endlich können wir auch persönlich tratschen! Bei manchen Menschen ist gleich klar, dass die Chemie stimmt. Wir sehen uns hoffentlich weiter westlich ganz bald wieder!

 

Unterm Roten Wimmerl liegt es sich schön ruhig, ohne allzu sehr zu rollen. Am Anker ist es doch am schönsten! Leider sind die Kanaren nicht so das Ankerrevier und so genießen wir den Sprung  vom Heck ins kühle Nass und später  den  Sonnenuntergang, besonders intensiv. 

Barbara und Wolfgang von der PINK PENGUIN
Barbara und Wolfgang von der PINK PENGUIN

Für den nächsten Tag verabreden wir uns mit der Crew der PINK PENGUIN, das "Rote Wimmerl" zu besteigen. Vom Strand aus führt ein schöner Weg hinauf auf den Gipfel und wir genießen einen Blick hinunter auf die Ankerlieger. Nach dieser Anstrengung belohnen wir uns mit einem Besuch in der hiesigen Strandbar. Böse Zungen behaupten, dass wir keine Strandbar auslassen. Ich fürchte, das könnte stimmen.

 

Der Teide einmal ohne Wolkenband
Der Teide einmal ohne Wolkenband

Der Teide ruft, wir wollen da hinauf! Dazu verholen wir uns in die gleich ums Eck liegende Marina San Miguel und mieten ein Auto. Unser geplanter Gipfelsturm ist ein bisschen geschummelt, weil wir wollen die Seilbahn nutzen und von der Bergstation die letzten Höhenmeter zum Gipfel gehen. Die 3715 Meter Höhe des Teide, flößen uns Respekt ein, denn wir sind die letzten Monate hauptsächlich auf null Meter Meereshöhe herum gekrebst und wenig trainiert. Wie werden wir die Höhe vertragen? Kommen wird da überhaupt rauf? Diese Zweifel erübrigen sich dann leider, denn unsere Tickets für Seilbahn und Wanderung werden zweimal hintereinander wegen starken Windes, storniert. Das Geld erhalten wir anstandslos retour, sind aber dennoch sehr enttäuscht. Trotz gesperrter Seilbahn, die übrigens von Doppelmayer ist, fahren wir hinauf an den Fuß des Teide und sind restlos begeistert von der Landschaft dort oben. Klar wären wir gerne auch ganz oben gestanden, aber die Wahnsinnslandschaft in der riesigen Caldera entschädigt uns gebührend.

Barraquito
Barraquito

Es ist ja nicht meine Art tagsüber Alkohol zu konsumieren, aber nachdem ich heute nicht mehr Autofahren muss und ich nur tagsüber Kaffee trinken kann, es sei denn, ich will eine schlaflose Nacht verbringen,  packe ich die Gelegenheit beim Schopf und gönne mir im hübschen Ort Saltos, einen Barraquito - die vielgerühmte Kaffeespezialität der Kanaren, natürlich  mit Schuss! Wird in der Regel im Glas, in Schichten serviert und besteht aus gezuckerter Kondensmilch, einem ordentlichen Schuss Tia Maria, Espresso und aufgeschäumter Milch. Das Ganze wird bestreut mit Zimt und als Krönung kommt noch ein Limettenschalenschnitzer drauf. Wunderhübsch anzusehen! Allein schon wegen der Optik muss man den einmal bestellen! Mein Fazit: eine picksüße Angelegenheit, die mit Kaffee nicht mehr viel zu tun hat. Okay, hab's probiert. Abgehakt.

Der berühmte Drago
Der berühmte Drago

Der Südwesten Teneriffas birgt kleine Bergdörfer mit schattigen Plätzen "Plazas Major", die zum Verweilen einladen, Küstenstädtchen mit Felsbädern vor tosender Brandung und einen angeblich 1000 Jahre alten Drachenbaum, den Drago. Dieser Baum ist auf den Kanaren endemisch und war den Guanchen - den Ureinwohnern der Kanaren, heilig wegen des roten Saftes, dem Heilkräfte zugeschrieben wurden und mit dem sie ihre Toten einbalsamierten. Sein wirkliches Alter wird auf cirka 500 Jahre geschätzt. 

Wale fotografieren - nicht einfach...
Wale fotografieren - nicht einfach...

Wieder haben wieder Glück und für diese Gegend untypischer Südwind, bläst uns in einer schönen Tagestour entlang Teneriffas nach Santa Cruz de Tenerife - von den Einheimischen mit S/C Tenerife bezeichnet, damit es keine Verwechslungen mit dem Santa Cruz auf La Palma gibt... Santa Cruz gibt's hier wie Sand am Meer, nicht immer einfach auseinander zu halten von welchem gerade die Rede ist. Von den vielen "La Palma" und "Las Palmas", will ich gar nicht erst anfangen.

Vor der Hafeneinfahrt schwimmt uns eine große Schule Grindwale über den Weg. Manche Tiere kommen ganz nahe und schauen uns an. Sie sind zwar nicht so verspielt wie Delfine, aber doch auch neugierig. 

Santa Cruz de Tenerife ist eine moderne Stadt und gleich dahinter erheben sich steile Bergflanken mit tiefen Tälern dazwischen. Im Rother-Wanderführer ist eine "Bergabtour" von einer dieser steilen Bergflanken, herunter nach Santa Cruz erwähnt. Also schnüren wir nochmal unsere Wanderschuhe und nehmen ein Taxi zum Mirador Pico del Ingles, hoch über der Stadt. Von dort wandern wir zuerst durch dichten Lorbeerwald, dann steile Felsen hinab in ein liebliches mit hohen Gräsern überwuchertes Tal. Wieder 1000 Höhenmeter bergab mit wunderschönen Ausblicken. Die letzten Kilometer der Wanderung ziehen sich an der Straße dahin, aber wir haben Glück und eine freundliche Autofahrerin nimmt uns drei verschwitze Gestalten mit bis ins Stadtzentrum. Dem Himmel sei Dank!

Wir belohnen uns mit einer guten Jause in einer Tapasbar. 

Noch einmal ein Blick zum Teide
Noch einmal ein Blick zum Teide

Der "Segeln & Wanderntörn" mit Yvonne und Hans neigt sich dem Ende zu. Es wird Zeit nach La Palma zurück zu kehren. Mit günstigem Wind laufen wir am frühen Nachmittag aus der Marina aus. Es sind knappe 100 Seemeilen nach La Palma und wir wollen morgen Vormittag da sein. Es wird eine ruhige Nacht auf See. Bei Vollmond runden wir die Nordspitze Teneriffas und nehmen Kurs West. Gemütlich schaukeln wir mit raumem Wind bis vor den Hafen von Santa Cruz de La Palma. Heute gibt es hier keine Düse und wir müssen auch keine Fähre abwarten, die erst aus dem Hafen muss, bevor wir hinein dürfen. So kann es auch gehen.

 

Mangels Anglerglück, hat Robert auf dem Markt von Santa Cruz eine wunderschöne Dorade erstanden, die er als krönenden Abschluss für diesen wunderbaren Törn, an Bord zubereitet. Yvonne, Hans, es war eine wunderbare Zeit mit Euch hier in den Kanaren! Danke!

 

Kurz nach Sonnenaufgang
Kurz nach Sonnenaufgang

Stay tuned!