Lanzarotes Hauptstadt heißt Arrecife - welch klingender Name! Wir bekommen einen Platz in der Marina und schwupps, sind wir mittendrin in der Zivilisation mit all ihren Annehmlichkeiten: Internet, Supermarkt, Wäscherei, Mietauto, Cafes und Restaurants. Alles, was des Fahrtenseglers Herz nach Überfahrten und Leben vor Anker, begehrt. Die Marina Arrecife geht voll mit der Zeit! Alle Zugänge zu Waschräumen und den Stegen, können nur per App geöffnet werden. Man steht also vor dem jeweiligen Tor und muss eine App öffnen und sich durchklicken. Dazu braucht man aber Internet, das Marina-WLAN hat aber praktisch null Reichweite und so müssen wir uns erst einmal eine Spanische SIM-Card besorgen, um uns in der Marina bewegen zu können. Wer hat sich das überlegt? Und in der Manier geht's weiter: auch die Waschmaschinen können nur per App gestartet werden. In der Waschküche ist aber überhaupt kein Handyempfang - weder WLAN, noch eigenes Netz bekommt man hier rein. Ich stehe also ums Eck im Freien, mit ausgestrecktem Arm Richtung Waschmaschinen und versuche ein Signal einzufangen, ohne mich dabei zu weit von der Waschmaschine zu entfernen. Ich muss lachen, denn das bestätigt wieder einmal: Wäsche waschen ist DIE Geißel des Fahrtensegelns! Etwas Positives gibt es auch: gleich neben der Wäscherei gibt's herrlichen Cappuccino, den ich ganz altmodisch analog bestellen kann!
Zum Glück muss ich mich nur für die Waschmaschine verrenken und brauche keinen Trockner! Sonnenschein und eine leichte Brise trocknen unsere Wäsche im Handumdrehen. Das gehört zu den Vorteilen, in wärmeren Gefilden unterwegs zu sein!
Arrecife wirkt bisserl vergammelt, hat aber auf den zweiten Blick auch durchaus Charme. Abends sind die netten Beisln und Bars voll und wir gönnen uns kanarische Schmankerln: Meeresfrüchteeintopf und Papas Arrugadas, die immer mit den herrlichen Mojos Canarios serviert werden.
Lanzarote genießt den Ruf "eine Insel der Ästheten" zu sein, weil es hier einigermaßen gelungen sein soll, Touristenhochburgen und entsprechende Bausünden, wie es sie auf den anderen Kanarischen Inseln gibt, vermieden zu haben. Zu verdanken ist dies dem heimischen Künstler und Architekten Cesar Manrique (1919 - 1922). Seine Kunstwerke und Bauten sind allgegenwärtig auf der Insel und das wollen wir uns anschauen. Im hübschen Fiat 500 mit Fetzendach, düsen wir los.
Zuerst geht es in den Norden der Insel. Erster Stopp: Los Jameos del Agua. Das ist eine eingestürzte Höhle mit von Manrique gestalteter Open-Air Bar und einem Meerwasserteich, in dem der blinde Albinokrebs lebt. Außerdem gibt es noch einen Swimminpool zum Anschauen, der sehr an Hundertwasserobjekte erinnert (wer da wohl wen beeinflusst hat?), aber nicht benutzt werden darf. Na ja.... alles wunderschön zum Anschauen, aber den Entritt von € 15,- pro Person nicht wirklich wert. Und der Krebs ließ sich auch nicht blicken...
Vom Nordspitzerl von Lanzarote, schauen wir hinüber zu unserem Ankerplatz auf La Graciosa. Ein wunderschöner Anblick. Weiter gehts durch Lanzarotes Mondlandschaften: überall kleine und große Vulkankegel, dort ein Sandstrand, da eine kleine Kapelle, und dazwischen immer wieder Palmen und Dörfer mit ausnahmslos weiß getünchten Häusern. Am Straßenrand oder im Kreisverkehr finden sich Manriques Windspiele. Alles wirklich sehr ästhetisch anzuschauen.
Der Südwesten der Insel ist komplett mit Lava überdeckt und unbewohnbar. In den Jahren 1730 - 1736 brachen hier über dreißig Vulkane aus und verwüsteten ein Viertel der Insel. Fruchtbare Ebenen und etliche Dörfer wurden verschüttet, die Dorfbewohner konnten rechtzeitig flüchten. Bis zum Ausbruch der Vulkane war dieser Teil der Insel, die Kornkammer Lanzarotes. Jetzt breitet sich hier so weit das Auge reicht, eine schwarze, schroffe Wüste aus - auf ihre Weise faszinierend.
Einzigartig mutet uns die "Wachau" von Lanzarote an - La Geria, das 445 m hoch gelegene Weinbaugebiet. Die pechschwarzen Hügel sind durchlöchert mit trichterförmigen Gruben und Mäuerchen. In jeder Grube wachsen bis zu 3 Weinstöcke, die einzig durch die Feuchtigkeit der Nacht bewässert werden. Die Lavasteinchen speichern die Feuchtigkeit und die Mäuerchen schützen die Pflanzen vor dem Wind. Angebaut wird Malvasia und er mundet ganz hervorragend.
In der Marina treffen wir Leo und Sissi mit Ihrer Ovni 395 AL MARE. Er Franzose, sie aus Knittelfeld. Kennengelernt haben sie sich in Afrika. Es ist faszinierend zu erfahren, wo sie schon überall gelebt und gearbeitet haben: Martinique, Beirut, Ägypten! Jetzt, in der "Pensi" haben sie sich in der Bretagne niedergelassen. Wie wir wollen die beiden auch nach Martinique. Ich hoffe sehr, dass sich unsere Kurse ganz oft kreuzen!
Eine Begegnung der besonderen Art sind Edi und Almuth - er 88, sie 80. Seit 1995 unterwegs mit ihrer SINGLE MALT, einer Amel Maramu. Seit sie von ihrer 17 Jahre lang dauernden Weltumsegelung zurück sind, gehen sie es etwas langsamer an und segeln nur mehr zwischen den Kanarischen Inseln hin und her. Die beiden sind eine Inspiration und machen Mut. Almuth erzählt, dass sie seit zwanzig Jahren eisern ihr tägliches Fitnessprogramm durchziehen. Ein Umzug an Land kommt für sie überhaupt nicht in Frage. Lustig ist, dass wir während unserer Zeit in Neuseeland zur selben Zeit in der selben Marina lagen, uns aber leider nicht begegnet sind. Beim Plaudern wird klar, dass wir viele gemeinsame Bekannte haben und sie auch Stammgast im "Kannakennetz" waren - dem legendären, illegalen Funknetz im Pazifik, betrieben vom Österreicher Adi. Wir schwelgen gemeinsam in Erinnerungen. Almuth hat ein Buch geschrieben, das ich in wenigen Tagen mit Vergnügen gelesen habe.
Sissi erzählt uns, dass Edi vor ein paar Tagen Almuth in den Mast gezogen hat, weil der Windanzeiger blockiert war. Almuth hat ihn da oben abmontiert und nach erfolgter Reparatur wieder montiert. So viel zur Fitness dieser beiden Originale. In der Marina sind sie bekannt wie ein bunter Hund.
Es wird Zeit weiter zu ziehen. Wir verholen uns auf einen schönen Ankerplatz im Süden von Lanzarote - Playa Papagayo. Türkises Wasser, Sandstrand, tagsüber kommen Ausflugsboote an den Strand, abends wird es schön ruhig. Wir verbringen hier wunderbare, herrlich faule Tage. Nach ein paar Tagen läuft auch die DEDICATION ein, also ist auch für Socializing gesorgt!
Es ist nicht klar, warum, aber hin und wieder kommt unsere STRAVANZA hier sehr heftig ins Rollen und wir müssen alles festhalten. Nach ein paar Minuten ist der Spuk vorbei und sie liegt wieder ganz ruhig. Eine dieser Attacken überlebt unsere weitgereiste Teekanne aus Glas nicht. Als Robert diese Kanne an Bord brachte, war ich überzeugt, die überlebt den ersten Segelschlag nicht. Wir hatten sie fünf Jahre lang und zerbrochen ist jetzt vor Anker und nicht im Seegang. Welch Ironie! Scherben bringen ja Glück - davon kann man immer was brauchen!
Stay tuned!