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Holpriger Start

So. Jetzt muss ich den Blog für 2024 mit einer Suderei beginnen. Ich bin das erste Mal ang'fressen von unserem Schiff. Im Moment mag ich nicht einmal ihren Namen schreiben. Ich weiß schon, unser Booterl ist nur eine "Blechkiste mit Staberl" und keine Person. Aber nach allem was wir mit dieser Blechschachtel schon alles erlebt und bestritten haben, ist sie auch unsere Gefährtin, unser drittes Crewmitglied auf das eigentlich Verlass ist, uns sicher in den nächsten Hafen zu bringen. Wir behandeln sie ja auch gut! Sie wird regelmäßig trocken gelegt, gehätschelt und getätschelt, jeder Wunsch wird ihr quasi von den Augen abgelesen. So bekommt sie auch diesen Frühling ihren Spa-Aufenthalt an der schönen Loire. Gewissenhaft haben wir während der letzten Reise eine ziemlich lange To-Do-Liste erstellt und arbeiten sie Punkt für Punkt ab. Aber dieses Jahr ist irgendwie der Wurm drinnen - Stravanza fügt dieser Liste immer neue, völlig unerwartete Baustellen hinzu und bringt unseren Zeitplan ordentlich ins Schleudern. Wacker erledigen wir auch das alles, plündern unseren Geldbeutel, arbeiten ohne Pause und dann war es heute endlich soweit: fertig mit allen Projekten, Werkzeug und Material verstaut, voll gebunkert und segelfertig setzen wir das Schifferl ins Wasser und segeln endlich wieder aus der Loire hinaus aufs offene Meer! Ziel ist das 25 sm entfernte Pornic. Der Plan ist, uns dort ein bisserl ausruhen und auf die Überfahrt zu den Azoren vorbereiten. Stravanza hat auf diesen 25 sm aber anderes im Sinn: zuerst lässt sie einen kompletten Stromkreis ausfallen und wir haben keine Wasserpumpe und keine Bilgepumpe mehr, auch kein Kabinenlicht, was uns aber jetzt gerade nicht fehlt. Okay, das schauen wir uns in Pornic an. Dann spinnt der Autopilot komplett und ist auf dieser Strecke nicht mehr zu gebrauchen. Unschöne Worte fallen, nützen aber genau nix.

Kaum festgemacht in Pornic, räumt Robert schon wieder Werkzeug heraus und die Fehlersuche beginnt. Wieder alles zugestellt mit Werkzeug und Chaos im Salon.... Ich finde, es reicht jetzt, Stravanza hat genug Aufmerksamkeit und Zuwendung erfahren und sollte wieder ihren Job machen. Die Suderei hier - auf zugegeben hohem Niveau, hilft ein wenig über den Frust hinweg, 

 

Es gibt aber auch Positives zum heutigen Tag: glücklicherweise ist das Wetter die nächsten Tage ohnehin schlecht und ein Start zu den Azoren nicht möglich - es sei denn, wir wollten heftig gegen an bolzen. Also haben wir Zeit noch ein bisserl was zu reparieren. Und der erste Segelschlag nach einer langen Winterpause hat gut geklappt! Wir sind superschön hoch am Wind gesegelt und rechtzeitig vor einsetzendem Nieselwetter in der Marina Pornic gelandet. Noch dazu haben wir großartigen grünen Spargel an Bord. Der kommt in ein  deftiges Risotto mit ordentlich Parmesan und Butter. Bestes "soulfood" nach so einem Tag! Im Eiskasten findet sich  sicher eine gute gekühlte Flasche Muscadet - davon bekommt nicht nur das Risotto einen Schluck. Mit diesen Aussichten bin ich schon wieder etwas versöhnter und denke mir, nach der Winterpause muss sich die Bordroutine wieder einspielen. Vielleicht geht's auch der Stravanza so und sie muss sich erst wieder einrichten auf "action"? Ich kann das nur vermuten, reden tut sie ja nicht mit uns...

 

Eines ist aber sicher: wir drei werden uns schon wieder z'sammraufen ;-) Bald geht's los zu den Azoren!

 

Stay tuned!