Die Nächte werden deutlich länger, der Sommer hier neigt sich dem Ende zu. Außerdem sitzt uns ein gröberes Tief im Nacken, das uns antreibt weiter zu segeln.
Aber an einen Platz müssen wir unbedingt noch: zum Dynyandi Wasserfall am Ende eines 20 Seemeilen tiefen Fjords an Islands Westküste. Auf dem Weg dorthin, scheint es fast so, als wäre bezüglich Walsichtungen ein Bann gebrochen. Wir sehen den ganzen Tag über viele Wale! Ein Buckelwal treibt sich eine Mahlzeit direkt vor unserem Bug zusammen und schlägt mit seiner langen Fluke laut klatschend aufs Wasser. Als wir ihm schon recht nahe sind, prustet er wie ein Elefant und geht mit elegantem Schwanzflossenschlag auf Tauchstation. Kurz darauf sehen wir ihn in unserem Kielwasser wieder mit seiner Fluke "winken". Welch ein Erlebnis!
Ich habe es aufgegeben in solchen Momenten zu fotografieren - meist war ohnehin nur Wasser zu sehen, aber Robert versucht weiterhin wacker solche Momente mit der Kamera festzuhalten...
Bis tief in den Fjord hinein sehen wir ständig Blase aufsteigen und große Rücken im Wasser glänzen. Große Freude und Grinsegesichter an Bord!
Und dann ankern wir vor dem Dynyandi. Ein unglaublicher Platz.
Die österreichischen Segler Gery und Gitti waren letztes Jahr mit ihrer DOUCEMA hier und als wir ihre Fotos gesehen haben, wussten wir, da müssen wir auch hin.
Das Wasser des Dynyandi kommt in einem breiten Vorhang in sehr hohen regelmäßigen Stufen die Felsen herunter und sammelt sich weiter unten in einem hübsch gurgelnden Bacherl. Einfach beeindruckend, wie schön die Natur das hinbekommen hat. Nach all den Wasserfällen, die wir in Island gesehen haben, ist dieser mein Favorit, weil er sich so sanft gibt und nicht so tosen und brausen muss.
Ein bisserl schaut er aus wie ein wunderhübscher überdimensionierter Zimmerbrunnen. Er liegt ziemlich abseits asphaltierter Straßen und jetzt am Abend, haben wir ihn ganz für uns allein.
Am nächsten Tag sind viele Tagestouristen da und es läuft ein Kreuzfahrtschiff ein, das seinen Anker direkt neben uns fallen lässt. Sehr bald pendeln Speedboote die Passagiere an Land.
Noch dazu kommt auflandiger Wind, der den Platz ungemütlich macht. Leider verhindert dieser auflandige Wind auch, dass wir unseren nächsten Ankerplatz anlaufen können - einen kleinen Fjord mit natürlichem Hot Pot an seinem Ende vor dem die STRAVANZA hätte direkt ankern können. Aber nicht bei diesem auflandigem Wind... Selbst beim Schreiben dieser Zeilen, ärgert es mich, dass sich das nicht ausgegangen ist! Vielleicht müssen wir ja noch einmal nach Island segeln, denn das war auf diesem Törn wohl die letzte Möglichkeit einmal noch in einem natürlichen Hot Pot zu sitzen....
Bisserl trotzig verlassen wir den Fjord. Statt Hot Pot, also eine Nachtfahrt nach Reykjavik.
Wie zum Trost ist der Himmel wolkenlos und wir sehen sehr bald den Snaefellsjökull am Horizont leuchten. Die Snaefellsnes Halbinsel ist das letzte Kap vor Reykjavik und an ihrer Spitze thront der Snaefells Gletscher.
Die ganze Nacht schaukeln wir langsam vor dem Wind segelnd, auf ihn zu. Ein Wahnsinnsnaturschauspiel. Als wir das Kap endlich runden, dreht der Wind und weht uns auf die Nase. Die letzten 50 Seemeilen nach Reykjavik reiten wir hoch am Wind auf einer Backe ab. Na, zumindest müssen wir nicht auch noch kreuzen....
Der Hafen von Reykjavik liegt direkt im Zentrum und wir machen einen Spaziergang durch die Stadt. Rund um die berühmte Regenbogenstraße gibt es fast nur Lokale und Souvenirshops und man ist bald durch. Wegen Islands Städten muss man sicher nicht nach Island kommen. Aber natürlich bietet Reykjavik alle Annehmlichkeiten: gute Supermärkte, nette Pubs und Kaffees, Wäscherei mit funktionierenden Maschinen und wir gehen sogar ins Kino! Oppenheimer.
Das Kino ist in einem Einkaufszentrum und toll ausgestattet mit sehr bequemen Sofasesseln in denen man quasi liegen kann. Dazu gibt's Popcorn, Cola, Chips, Süßigkeiten soviel man möchte - alles im Preis inbegriffen, um wohlfeile EUR 70,- für 2 Personen....Hab ich schon erwähnt, dass die Preise hier mindestens genauso atemberaubend sind wie die Natur?
Im Hafen liegt auch die "Schöne Mizzi aus Wien"! Das erste österreichische Schiff auf der gesamten bisherigen Reise.
Mit Skipper Bernhard und seiner Crew, Manu und Armin, spinnen wir stundenlang Seemannsgarn und verbringen gemütliche Stunden miteinander!
Reykjavik ist ein guter Platz um auf ein Wetterfenster für die Überfahrt zurück in den "Süden" zu warten.