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Dalvik

Wir verlassen Grimsey mit einem guten Wetterbericht, der uns achterliche Winde mit 10 - 15 kn verspricht bevor bald wieder eine Kaltfront mit Starkwind über Island kommen soll. Anfangs hält sich der Wind auch an seine Prognose, nimmt dann aber stetig zu. Wir kürzen das Segel ins erste Reff und nehmen statt der Genua die Fock. Je näher wir dem Land kommen, umso kräftiger werden Wind und Seegang. In einer Böe gehts rauf auf 38 kn - höchste Zeit fürs zweite Reff.... und da passierts - wir "manövrieren" uns durch Unachtsamkeit und weil wir auch viel zu spät reffen, einen langen Riss auf Höhe des zweiten Reffs ins Großsegel und müssen es ganz bergen. Nur unter Fock laufen wir immer noch mit 6 kn und rauschen in den Eyjafjördur. Die Sonne scheint und rundum sind hohe schneebedeckte Berge zu sehen. Im wahrsten Sinne des Wortes berauschend! Weiter drinnen im Fjord wird der Seegang immer weniger aber der Wind bleibt und wir segeln mit unserer Fock bis vor die Hafeneinfahrt von Dalvik.

Ein überaus netter Hafenmeister nimmt uns in Empfang und heißt uns herzlich willkommen in seinem Hafen. Wir liegen super gut geschützt und vor allem gratis - inklusive Stromanschluss! Etwas geschlaucht fallen wir in die Kojen - um das kaputte Großsegel kümmern wir uns morgen....

Die Kaltfront trifft pünktlich am nächsten Morgen ein und wir schlagen bei 2°C im Nieselregen (zum Glück bleibt der prognostizierte Schneefall aus!) das Großsegel ab, zerren es unter Deck und begutachten den Schaden. Die Diagnose ergibt: kann mit Bordmitteln repariert werden! Also heraus mit der Nähmaschine! Ein paar Stunden später ist von dem Riss nichts mehr zu sehen und wir sind sehr zufrieden mit uns. Vorerst kommt das Segel in den Wintergarten und wir marschieren in den örtlichen Hot Pot zur Entspannung. Mit dem Anschlagen des Segels warten wir auf besseres Wetter, denn das dauert erfahrungsgemäß weit länger als das Abschlagen....

Bisher sind wir von Island begeistert und sehr froh, dass wir es gewagt haben hier herauf zu segeln. Unsere Begeisterung wird jedoch dadurch etwas getrübt, dass man ohne eigenes Fahrzeug "aufgeschmissen" ist. Es gibt schlichtweg keine brauchbaren öffentlichen Verkehrmittel um von der Küste zu Ausgangspunkten von Wanderungen zu kommen. Zwei geplante Wanderungen haben wir bereits ad acta gelegt, weil es keine Möglichkeit gibt zu ihren Startpunkten zu gelangen. Mit organisierten Ausflügen örtlicher Agenturen sind wir nicht "kompatibel" oder sie verlangen horrende Preise: z.B. die Anreise zum Ausgangspunkt für eine zweitätige Streckenwanderung für uns beide: EUR 600,-! Was es kosten würde uns aus der Pampa wieder abzuholen, haben wir gar nicht mehr erfragt.

Absolut neu für uns ist, dass wir zusätzlich zum Wetterbericht jetzt auch den Eisbericht checken müssen! Eisberge von "riesig bis nur wenige Meter hoch", treiben von Grönland vor die Nordwestküste Islands, was uns für die Weiterreise nach Westen ein wenig besorgt macht. Die Positionen der letzten Sichtungen werden täglich erneuert und wir beobachten ihren Kurs.