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Welch ein Glück, dass es AIS, Kartenplotter und Radar gibt.....!

Wir verlassen Husavik bei schönstem Wetter und leichtem Wind und nehmen Kurs auf Grimsey - die nördlichste Insel Islands mit den magischen Koordinaten 66°33 N. Wir segeln an den Polarkreis! Bald schon nimmt der Wind zu und Nebel zieht auf, wird immer dichter, bis wir im reinen Instrumentenflug - um nicht zu sagen, Blindflug, in den kleinen Hafen von Sandvik auf Grimsey einlaufen. Als wir die Hafeneinfahrt gerade einigermaßen im dichten Nebel ausmachen können, legt unüberhörbar unser Abgaswasseralarm los - es kommt kein Wasser aus dem Auspuff! Sofort Motor aus, Fock heraus und Kurs "weg von der Insel"! Ein kurzes Entlüften des Seewasserfilters hilft - STRAVANZA spuckt brav wieder Wasser am Popo! Was auch immer sich in das Ansaugrohr reinsaugen lassen wollte (Qualle, Seegras, Plastik,...) scheint wieder draußen zu sein. Motor an, wir nehmen wieder Fahrt auf Richtung Hafeneinfahrt. Auf solche Momente kann ich bei der Segelei gerne verzichten....

Wir sind an einem unserer Traumziele angekommen. Vorerst sehen wir aber sehr wenig davon - der Nebel hält sich hartnäckig und es nieselt leicht. Trotzdem unternehmen wir einen kleinen Spaziergang im winzigen Ort und genehmigen uns einen Manöverschluck in der wohlig warmen Bar über dem Hafen.

Am nächsten Morgen ist das Wetter immer noch nicht besser, aber es herrscht Geschäftigkeit im Hafen. Große Fischtrawler laufen ein und aus. Niemand stört sich, dass STRAVANZA direkt vor einem der Entladekräne liegt.

 Wir kommen ins Gespräch mit einem jungen Burschen. Gabriel wird im August 16 Jahre alt, ist auf Grimsey geboren und arbeitet auf dem Trawler seines Vaters. Auf die Frage, ob wir einen Fisch kaufen können, meint er, verkaufen kann er uns keinen, aber wir sollen uns aus der gelben Kiste einfach einen Kabeljau aussuchen, eventuell noch einen zweiten nehmen, es ist genug da. Das nehmen wir gerne an und revanchieren uns als kleine Aufmerksamkeit mit einer Packung Karamellwaffeln aus den Niederlanden, die der Crew vielleicht zum Kaffee schmecken wird. Gabriel erzählt, er war vier Jahre lang im Internat in Akureyri auf Island und hatte furchtbares Heimweh.  jetzt ist er endlich wieder ganz zurück auf Grimsey, kann auf den Trawlern seines Vaters arbeiten und muss nicht mehr fort von  Grimsey. Ich kann die Liebe dieses jungen Mannes zu seiner Insel richtig spüren. Seine Worte sind sehr berührend, vor allem wenn ich daran denke, welchen Annehmlichkeiten 16-jährige sonst so hinterher sind (mich nicht ausgenommen, als ich in diesem Alter war....) 

Trotz Sprühregen aus dem dichten Nebel machen wir uns auf den Weg rund um die nur 5 km2 kleine Insel und hoffen die Puffins zu finden, die hier in in den Klippen nisten sollen. Ich hatte Bedenken, dass wir sie vielleicht nicht finden werden und wir eventuell stundenlang im Nebelreissen auf der Lauer liegen werden müssen um welche beobachten zu können. Weit gefehlt! Gleich hinter dem Ortsrand auf der ersten Klippe sitzen hunderte Papageientaucher vor ihren Höhlen und werfen sich in Pose sobald eine Kamera klickt - zumindest haben wir den Eindruck, dass sie das tun. Diese unglaublich hübschen starken kleinen Vögel. Sie verzaubern einen mit ihrem geschäftigen Tun und possierlichen Rumstehen in den Klippen. Es wird nicht langweilig ihnen zuzusehen. Klick, klick, klick - welch ein Glück, dass in die Kameras keine Filme mehr eingelegt werden müssen...

Puffins/Papageientaucher leben eigentlich pelagisch - d.h. auf dem offenen Meer und kommen nur von Anfang April bis Ende August zum Nisten an Land. Sie sind hervorragende Taucher, die Fliegerei beherrschen sie auch - obwohl man oft den Eindruck hat, sie kommen gar nicht hoch wenn sie auf dem Wasser sitzen und müssen erst einmal ordentlich flattern bevor es hochgeht. Stunden kann man ihnen dabei zuschauen.

Grimsey liegt am Polarkreis und es gibt einen Marker auf der Insel, der den Breitengrad des Polarkreises markiert. Der Polarkreis ist jedoch nicht immer am selben Ort, weil er von der Verschiebung der Erdachse abhängig ist, also muss der Marker jedes Jahr an eine neue Stelle. Zur Sonnenwende im Juni findet jedes Jahr das Grimsey-Festival statt an dessen Höhepunkt die mehrere Tonnen schwere Kugel entsprechend versetzt wird. 

Leider treibt uns ein heranziehendes Tief schon nach einem Tag wieder zurück ans "Festland" von Island. Wir wären and diesem beschaulichen gemütlichen Ort noch gerne länger geblieben. Vielleicht um einen Schachkurs zu machen. Schach war einmal der Volkssport hier, bevor TV und Videos Einzug hielten.